20 JAHRE BERGISELSCHANZE NEU
Was schon früh als ambitionierte Vision begann und 2002 unter dem großen Einsatz des Österreichischen Skiverbandes, der Tiroler Landesregierung und der Stadt Innsbruck realisiert wurde, feierte am 14. September 2022, ihr 20-jähriges Bestehen: die neue Innsbrucker Bergiselschanze.
Sie gilt nach wie vor als Vorzeigeprojekt in Österreichs Sportgesellschaft, thront seit mittlerweile zwei Jahrzehnten über Tirols Landeshauptstadt und ist aus dem heutigen Stadtbild nicht mehr wegzudenken.
Feierten das 20-jährige Jubiläum der neuen Bergiselschanze: ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer (l.) und dessen Vorgänger Dr. Klaus Leistner (r.) sowie Skisprung-Routinier Manuel Fettner (m.) Foto: Erich Spiess
Die eindrucksvolle Sportanlage, die im Besitz der Stadt Innsbruck steht und vom Österreichischen Skiverband gepachtet und betrieben wird, hat sich zu einem Wahrzeichen von Innsbruck entwickelt und ist seitdem ganzjährig ein beliebter Ausflugsort für zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland. Entworfen von der irakisch-britischen Stararchitektin Zaha Hadid hat die imposante Sprungschanze auch zwanzig Jahre nach ihrer Neu-Eröffnung nichts von ihrer Strahlkraft eingebüßt.
„Das Bergiselspringen in Innsbruck - es gibt wenige Sportveranstaltungen in Österreich, die dermaßen im medialen Rampenlicht stehen, wie das Skisprung-Spektakel in der Tiroler Landeshauptstadt. Die Bedeutung des Bergisel Stadions geht für den ÖSV aber weit über eine imposante Wettkampfstätte hinaus. Als Teil der Ski Austria Gruppe ist die Schanze dank ihrer Geschichte und ihrer unverwechselbaren Architektur längst zu einem Wahrzeichen der Stadt Innsbruck geworden, welches Jahr für Jahr Tausende Besucher:innen aus aller Welt anlockt."
Roswitha Stadlober, ÖSV-Präsidentin
Verantwortlich für den Betrieb der Sportanlage ist die Bergisel Betriebsgesellschaft mbH, eine Tochtergesellschaft des ÖSV. Neben der Besucherabwicklung führt sie mit dem SKY Cafe im Schanzenturm, bei dem die Gäste während ihres Aufenthaltes einen unvergleichbaren Blick auf die Stadt Innsbruck und die Nordkette genießen können, und dem Restaurant 1809 auch zwei gastronomische Betriebe. Damit stellt die Bergiselanlage für den Verband auch eine wirtschaftlich wichtige Zweigstelle dar. Der Innsbrucker Bergisel ist ein Paradebeispiel dafür, dass gut durchdachte und geplante Sportstätten dazu in der Lage sind, den schwierigen Spagat zwischen Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und kulturellem Mehrwert zu schaffen.
„Der Bergisel hat für den Österreichischen Skiverband sportlich und wirtschaftlich einen hohen Stellenwert. Es freut uns, dass durch die Öffnung des Bergisel-Areals die atemberaubende Kulisse sowie die Begeisterung für den Skisprungsport für viele Menschen ganzjährig spürbar und erlebbar ist. Als Betreiber der Sportstätte und zweier Gastronomiebetriebe ist es unser Ziel, durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Bergisels neue Akzente zu setzen und damit die ungebrochene touristische Strahlkraft aufrechtzuerhalten."
Christian Scherer, ÖSV-Generalsekretär und Geschäftsführer Bergisel Betriebsgesellschaft m.b.H
VON DER VISION ZUM WAHRZEICHEN
Das engagierte Bauvorhaben ist ein absolutes Vorzeigeprojekt, dass heute wie damals auf Besucher:innen und Sportler:innen eine einzigartige Wirkung entfaltet. Ein Blick zurück auf die spannende Entstehungsgeschichte des neuen Innsbrucker Bergisels verrät, dass die mittlerweile zum Wahrzeichen der Stadt aufgestiegene Sportanlage schon zahlreiche, denkwürdige Momente erlebt hat.
1990:
Anlässlich des Papstbesuches und der Messe am Bergisel 1988, mit über 60.000 Besucher:innen, wurde von der Stadt Innsbruck bereits 1990 ein „Internationaler Ideenwettbewerb" zur Umgestaltung des Bergisel-Stadions ausgeschrieben. Zunächst kam jedoch wenig, bis gar keine Bewegung in das engagierte Vorhaben und es sollte noch einige Jahre dauern, bis die Umsetzung des Bauprojekts konkrete Formen annehmen sollte.
1999:
Neun Jahre später und vor allem nach der Ankündigung des Internationalen Skiverbandes, der Bergiselschanze seine Sprungtauglichkeit zu entziehen, kam wieder ordentlich Bewegung in das aufwendige Umbauprojekt. Gemeinsam mit der Stadt Innsbruck wurde vom Österreichischen Skiverband ein geladener Wettbewerb für den „Neubau Bergiselschanze mit Aussichtscafé" ausgeschrieben. Sieben verschiedene Architekturbüros wurden eingeladen und die Jury entschied sich schlussendlich für den Entwurf der irakisch-britischen Star-Architektin Zaha Hadid.
25.03.2001:
Nach unzähligen, im Vorfeld durchgeführten Projekt- und Finanzierungsgesprächen, unter dem großen, persönlichen Einsatz des damaligen ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel, konnte im März 2001 mit den manuellen Bauarbeiten begonnen werden. Am 25.03.2001 kam es zur spektakulären Sprengung des alten Schanzenturms. Die in der unmittelbaren Umgebung liegende Brennerautobahn und die Schienenanlagen machten die Sprengung zu einem komplizierten Vorhaben, am Ende entstanden jedoch bei beiden Verkehrswegen keinerlei Schäden.
Die Sprengung erfolgte in zwei Phasen: zuerst der Anlauf und anschließend der Turm, beides innerhalb von neun Sekunden.
21.05.2001:
Nachdem das Abbruchmaterial der „alten" Schanze entsorgt war, konnte endgültig mit dem Bau der neuen Sprunganlage begonnen werden. Mit dem heute beinahe utopisch anmutenden Ziel, das Tournee-Springen anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Vierschanzentournee am 04.01.2002 auf der neuen Anlage durchführen zu können, wurde unter großem Einsatz aller beteiligten Personen Tag und Nacht gearbeitet, um ein Springen im Jänner zu ermöglichen. Die Bauaufsicht hatte Dr. Klaus Leistner, langjähriger Generalsekretär des Österreichischen Skiverbandes, inne. Als damaliger Geschäftsführer der für das Bauprojekt verantwortlichen Bergisel Betriebsgesellschaft m.b.H war es unter anderem auch seinem großen Engagement zu verdanken, dass das aufwendige Bauvorhaben termingerecht fertiggestellt werden konnte.
04.01.2002:
Trotz zahlreicher Zweifel und des immer steigendenden medialen Drucks gelang es den Verantwortlichen, die neue Schanze pünktlich zum 50. Bergiselspringen sprungtauglich zu machen. Den ersten Sieg auf der neuen Bergiselschanze schnappte sich der Deutsche Sven Hannawald, der in Folge ausgerechnet während dieser Tournee erstmals in der Geschichte alle vier Springen der legendären Sprungserie gewinnen konnte. Aus Sicherheitsgründen konnte das Stadion nicht komplett gefüllt werden, aber es fieberten trotzdem immerhin 22.000 Fans im Stadion mit.
Obwohl die Bauarbeiten noch nicht beendet waren, konnte das Bergiselspringen im Rahmen der 50. Vierschanzentournee planmäßig durchgeführt werden.
14.09.2002:
Knapp eineinhalb Jahre nach der Sprengung konnte die neue Bergiselschanze endgültig fertiggestellt und feierlich eröffnet werden. Der neue Schanzenturm weist eine Höhe von ca. 50 Metern auf. Der Turmkopf besteht aus drei Ebenen: eine wird für Athlet:innen, eine für das Restaurant und die oberste als Aussichtsplattform genützt. Das Vorbauwerk ist ein dreigeschossiger Betonhochbau der Technik-, Lager-, Seminar- und Büroräume beherbergt. Die Schanze wurde zudem mit Matten belegt, um die Anlage auch im Sommer als Trainings- und Wettkampfstätte nutzen zu können und auch der Sprung- und der Kampfrichterturm wurden neu errichtet. Im selben Jahr erhielt das neue, ikonische Bauwerk zudem den Österreichischen Staatspreis für Architektur.
Die Bergiselschanze fügt sich einzigartig in das Tiroler Landschaftsbild ein und wurde mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet.
2004/2008/2009:
Neben dem traditionellen Tourneespringen war der Innsbrucker Bergisel in den letzten 20 Jahren auch Schauplatz zahlreicher weiterer, einzigartiger Veranstaltungen. 2004 wurde im Auslauf der Schanzenanlage eine Tennisarena installiert, auf dem der Fed Cup ausgetragen wurde. Im Sommer 2008 verwandelte sich die ehrwürdige Sprungstätte im Zuge der Fußball-Europameisterschaft kurzerhand in eine Public-Viewing-Arena und im Jänner 2009 gastierte das Snowboard-Spektakel „Air & Style" erstmalig nach dem Umbau wieder am Bergisel.
04.01.2009:
Wolfgang Loitzl sorgte sieben Jahre nach dem Premieren-Springen am neuen Bergisel für den langersehnten ersten Heimsieg. Anscheinend war damit der Bann gebrochen, denn in den darauffolgenden vier Jahren triumphierten mit Gregor Schlierenzauer (2), Thomas Morgenstern und Andreas Kofler gleich drei weitere ÖSV-Adler in Innsbruck.
FEBRUAR 2019:
Nach 1933 und 1985 wurde im Februar 2019 zum dritten Mal auf dem Bergisel um Edelmetall gesprungen. Im Zuge der Weltmeisterschaften in Seefeld jubelte das ÖSV-Team am Innsbrucker Bergisel über insgesamt drei Medaillen (2x Nordische Kombination, 1x Skispringen).
Stefan Kraft, Michael Hayböck, Daniel Huber und Philipp Aschenwald jubelten am Innsbrucker Bergisel 2019 über WM-Silber im Teambewerb.
2022:
20 Jahre nach der Eröffnung hat sich die Bergiselschanze längst zu einem Wahrzeichen der Stadt Innsbruck entwickelt und ist aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Neben dem traditionellen Tourneespringen Anfang Jänner findet dieses Jahr anlässlich des Jubiläums im Vorfeld des kommenden Tourneespringens ein Festakt statt, bei dem zahlreiche Wegbereiter:innen aus Politik, Wirtschaft und Sport ausführlich auf die letzten, aufregenden 20 Jahre des Innsbrucker Bergisels zurückblicken werden.
Fotos: Erich Spiess und GEPA